Mit der Diagnose steht und fällt eine erfolgreiche Reparatur. Sie ist wichtig für die weitere Vorgehensweise und für die Behebung der Ursache. Mit einer Reparatur oder Überholung ist es der Erfahrung nach nicht getan. Sollte die Ursache des Schadens nicht behoben werden, könnten Sie früher oder später wieder vor dem selben Problem stehen. Die Diagnose / Schadensfeststellung von Getriebeschäden besteht grundsätzlich aus drei Prüfungen:
- Auslesen des Fehlerspeichers, Analyse der Istwerte und Laufzeitstatistiken aus dem Getriebesteuergerät.
- Prüfung im Fahrbetrieb und Feststellung der dabei auftretenden Unregelmäßigkeiten, Kontrolle des Getriebeölstands und dem Getriebeöl.
- In einzelnen Fällen bedarf es der Prüfung durch Zerlegen des Getriebes mit Befundung der einzelnen Bauteile bzw. Baugruppen. Oft wird auch eine Ölprobe dem chemischen Glycoltest unterzogen, um die Dichtigkeit des Kühlsystems zu prüfen.
Der Diagnosetester wird uns die Wahrheit sagen..
Viele Menschen glauben immer noch, dass es bei der Diagnose mit einem Prüfgerät in erster Linie um das Lesen von Codes geht. Mit Hilfe von Fehlercodes lassen sich zwar elementare Probleme wie eine Unterbrechung im Stromkreis des Magnetventils, Getriebeschlupf oder eine fehlende Kommunikation zwischen dem Getriebe und einem anderen Fahrzeugsystem schnell finden. Es stellt sich jedoch die Frage: Sagt uns ein aus dem Speicher ausgelesener Fehlercode eindeutig, wodurch das Problem verursacht wurde?
Jedes Mal, wenn ein DTC-Code aufgezeichnet wird, ergänzt der Computer des Getriebes diesen mit vielen Informationen über sein Auftreten. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Parametern, die dem Fachmann Aufschluss darüber geben, bei welchen Umgebungsbedingungen das Problem aufgetreten ist. Die Analyse der zu jedem Code gehörenden Informationen ist unerlässlich, um die Vorgeschichte und damit den Umfang des verursachten Schadens zu ermitteln.
Um auf die Frage zurückzukommen: Jeder Fehlercode kann auf eine Reihe von Ursachen zurückzuführen sein, und nur durch die korrekte Interpretation dieser zusätzlichen Informationen kann das richtige Verfahren für die weitere Fehlersuche und die endgültige Reparatur ausgewählt werden.
Zwischen den Zeilen lesen..
Sogenannte „Freeze Frame Data“ bieten uns viel mehr als nur ein Blick in den Zeitpunkt des Auftretens des Fehlers. Zu dem wichtigsten Umgebungsbedingungen gehören unter anderen:
- Gaspedalposition
- Motordrehzahl
- Öltemperatur
- Häufigkeit
- Wahlhebestellung
- Zeiterfassung des Fehlers:
- Uhrzeit und Datum erstes Auftretten
- Uhrzeit und Datum letztes Auftretten
- Laufleistung
- Sekunden vergangen seit dem Motorstart
- Häufigkeit des Auftrettens
- Istgang und Zielgang
- Fahrzeuggeschwindigkeit
- Batteriespannung
Bei mehreren gespeicherten Fehlern ist es enorm wichtig, die Reihenfolge ihres Auftretens zu bestimmen und sie als Primär- und Folgefehler zu sortieren. Zusätzlich werden sogenannte Messwertblöcke und Adaptionswerte berücksichtigt, die Statistiken über den Verschleiß einzelner Komponenten und deren Lebensdauerdaten enthalten. Nur eine komplette Auswertung der Daten gibt uns ein vollständiges Bild vom Zustand des Getriebes und hilft uns sehr, die Reparaturkosten abzuschätzen, auch ohne das Aggregat ausbauen und zerlegen zu müssen.
Daher eine große Bitte an alle selbsternannte Mechaniker, die sich gerade Diagnose-Apps für’s Handy gekauft haben:
Diese Geräte sind nicht in der Lage, tief genug auf alle diagnoserelevanten Informationen zuzugreifen und können die Diagnosesitzung nicht mal ordnungsgemäß protokollieren. Leider werden durch die Löschfunktion auch sehr wichtige Informationen entfernt, die die billige Anwendung nicht mal anzeigen konnte! Durch unbedachtes Löschen von Fehlern oder Rücksetzen der Adaption wird eine spätere Diagnose erheblich erschwert und verursacht damit unnötige Kosten.
Das präzise Popometer unseres Meisters
Und wenn die Analyse aller Faktoren mehr Licht auf mögliche Schäden geworfen hat, ist es an der Zeit, alle menschlichen Sinne präzise einzusetzen. Auch hier sind langjährige Erfahrung und Berufspraxis unabdingbar. Während einer diagnostischen Probefahrt ist es möglich, die exakten Messwerte der einzelnen Parameter zum genauen Zeitpunkt des Problems zu beobachten. Oft sind für einen solchen Test zwei Personen erforderlich. Bei gelegentlichen Problemen erfordert die Reproduktion der Kundenbeanstandung und die Erfassung ihrer Parameter oft langwierige Testfahrten.
Nach einem solchen Test müssen noch die Qualität des Öls und die Art der Ablagerungen überprüft werden. Je nach Art und Menge des im Öl und im Filter abgelagerten Materials lässt sich der Grad der Abnutzung genau beurteilen. Zu dem Partikeln können Lamellenbelag, Aluminium, Kupfer, Messing, Stahl sowie abgenutzte Kunststoffteile gehören. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass das Öl durch Kühlmittel aus einem undichten Kühlsystem verunreinigt wird.
Hier eine große Bitte an alle Werkstätten, die keine Ahnung von Getrieben haben, aber gerne Spülungen anbieten, weil sie gerade eine Ölwechselanlage gekauft haben, um seinen Umsatz zu steigern:
Diese Geräte sind nicht in der Lage, die Verunreinigungen im Altöl professionell auf diagnostisch relevante Informationen zu analysieren. Ein unüberlegter Ölwechsel bei einem Getriebe, bei dem gerade ein Problem aufgetreten ist, erschwert die spätere Diagnose erheblich und verursacht somit unnötige Kosten. Ein Ölwechsel ist nicht Teil des Diagnoseverfahrens, sondern nur ein Teil der Pflege.
“Only two things are infinite, the universe and human stupidity, and I am not sure about the former.” Albert Einstein
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sehr informativ!
Hallöchen, ich wollte mich kurz für den Artikel bedanken! Hat mir sehr geholfen. VG